Zukunft meistern – ein Buch für Übermorgengestalter
Anne M. Schüller: Zukunft meistern – Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter
In einer Welt, die uns täglich mit neuen Krisenmeldungen konfrontiert, ist Optimismus ein selten gewordenes Gut. Doch gerade dieser Optimismus, so zeigt Anne M. Schüller in ihrem Buch „Zukunft meistern“, ist der Schlüssel für die Übermorgengestalter. Bereits das erste Kapitel mit der Überschrift „Zukunftsoptimismus: Der Anfang von allem“ fesselt und überzeugt, weiterzulesen. Für den Blog von Schloss Marbach hat Olga Termer mit der Autorin über die wichtigsten Impulse und Gedanken des Buches gesprochen.

Vita Anne M. Schüller
Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. 2024 wurde sie als Unternehmerin der Zukunft ausgezeichnet.
Warum ist Optimismus so entscheidend?
Anne M. Schüller erklärt im Gespräch mit Olga Termer eindrucksvoll, warum eine positive Grundeinstellung unerlässlich ist, um die Herausforderungen von morgen zu meistern. Sie argumentiert, dass Optimismus nicht nur eine persönliche Haltung ist, sondern eine treibende Kraft, die Transformationen und Innovationen ermöglicht. Dies macht ihn zum Schlüsselfaktor für die Zukunftskompetenz eines Übermorgengestalters.
Was kann Ihrer Meinung nach jeder Einzelne tun, um optimistisch in die Zukunft zu schauen, selbst wenn die Umstände schwierig sind?
“Ich mag jedem gern empfehlen, zu einem A-Typ zu werden. Das A bezieht sich auf einen Begriff, den kaum jemand kennt: die Anastrophe. Dieser Begriff beschreibt in der Soziologie eine Kehrtwende zum Guten. Der Grundmodus solchen Denkens: „Was geht denn schon mal?“ oder „Wenn nicht so, wie denn dann?“ A-Typen sind zuversichtlich, offen, mutig, kreativ. Ihre Sprache ist positiv und konstruktiv. Sie sind aktiv Handelnde und Schmied ihres Glücks. Sie lieben Herausforderungen und strengen sich ausdauernd an, um diese zu meistern. Misserfolge sind für sie Ansporn auf ihrem Weg zum Erfolg. Sie können es „im Moment noch nicht“, das Ergebnis war „noch nicht ganz“ das Richtige, aber das wird schon, wenn sie es weiter versuchen. So schaffen sie für sich selbst und ihr Umfeld die beste Basis für Fortschritt und Weiterentwicklung.”
Die Erfolgs-Triade der Zukunft
Die Autorin definiert in ihrem Buch die Handlungsfelder der Zukunft und beleuchtet dabei die Megatrends, die unser Dasein in den kommenden Jahren prägen werden. Sie vermittelt dem Leser, dass es nicht reicht, sich von äußeren Umständen entmutigen zu lassen. Vielmehr geht es darum, proaktiv die Zukunft zu gestalten.
Schüller beschreibt drei zentrale Handlungsfelder, die sie als „Erfolgstriade der Zukunft“ bezeichnet:
- Nachhaltigkeit
- Strukturelle Transformation in Unternehmen
- Innovationskompetenz
Im ersten Handlungsfeld, der Nachhaltigkeit, setzt Schüller den Fokus auf eine langfristige Perspektive, die weit über den aktuellen Aktionismus hinausgeht.
Frage: Das heißt, Sie definieren die Nachhaltigkeit als Kern für die Zukunft?
“Ganz genau, und das aus gutem Grund: Wenn wir unseren Heimatplaneten für uns unbewohnbar machen, ist alles andere letztlich egal. Ein Versagen im Kampf gegen den Klimawandel ist die größte Gefahr für eine erstrebenswerte Zukunft, für das Wohlsein aller, für den Zusammenhalt der Gesellschaft und den Frieden auf Erden. Daran müssten die Unternehmen größtes Interesse haben. Denn nur, wem es gutgeht, der kann auch konsumieren. Handeln wir nicht, werden sich viele das Klima, das wir in Zukunft haben, nicht mehr leisten können. Infolgedessen wird den Anbietern eine Menge Kaufkraft entgehen. Und für viele bedeutet genau das dann das Aus.”
Strukturelle Transformation: Ein Zukunftsbild entwickeln
Das zweite Handlungsfeld, die strukturelle Transformation, legt den Schwerpunkt auf die Veränderung von Organisationsstrukturen. Schüller spricht sich dafür aus, Zukunftsbilder und Szenarien zu entwerfen, um eine klare Vision von morgen zu entwickeln.
Frage: Wie können Unternehmen strukturelle Transformation am besten umsetzen? Würden Sie empfehlen, dass man dabei klare Zukunftsbilder entwickelt und diese regelmäßig überprüft?
“Exakt! Denn was uns in Deutschland, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft und in klassischen Unternehmen weitläufig fehlt, ist ein visionäres und zugleich optimistisches Zukunftsbild. Zukunft passiert ja nicht, sie wird gemacht. Und jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei. Eine wirklich gute Zukunft ist nicht die Wiederholung der Vergangenheit, sondern ein Bruch mit dem Alten, damit gänzlich Neues entstehen kann. Pessimismus ist uns da nur im Weg, denn Pessimismus blockiert und macht dumm. Vielmehr brauchen wir Optimismus, Tatkraft und Courage. Zudem, damit attraktive Zukunftsbilder und Innovationen gelingen, eine Menge guter Ideen.”
Business Ecosystem – „Customer first“
Ein weiteres Highlight des Buches ist der Ansatz des Business Ecosystem Managements mit dem Grundsatz „Customer first“. Sie zeigen, dass in einer vernetzten Welt nicht das Produkt allein über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, sondern das Kundenerlebnis und die Begeisterung, die daraus entsteht. „Nicht das austauschbare Produkt, sondern die höchste Kundenfaszination bestimmt über Top oder Flop.“ Diesem Ansatz folgend, wird klar: Im Dienstleistungsbereich definieren unsere Kunden, wie sie unseren Service wahrnehmen und was sie Dritten darüber berichten.
Frage: Wie sollte ein Unternehmen Ihrer Meinung nach die Kundenfaszination als Kernstrategie umsetzen?
“Zunächst braucht es das notwendige Mindset: Unternehmen erreichen eine Vorrangstellung nicht länger durch das, was sie tun, sondern darüber, wie der Kunde dies wahrnimmt – und was er Dritten dazu erzählt. So braucht es ein Dienstleistungsverständnis, das durch die Kundenbedürfnisse bestimmt wird. Jede schlechte Kauferfahrung, jedes miese Serviceerlebnis, jedes ungelöste Kundenproblem kann zu einem Einfallstor für Disruptoren werden. Die neue Unternehmenslogik, Customer first, geht also vom Kunden aus: „Was will der Kunde heute und morgen, welche Aufgaben will er jetzt und in Zukunft erledigt haben? Wie können wir die Dinge für ihn einfacher, sein Leben angenehmer und ihn beruflich/geschäftlich erfolgreicher machen?“ Das klingt hier so einfach, doch die wenigsten Unternehmen machen es wirklich so. Sie praktizieren nicht Customer first, sondern Company first. Natürlich sind Effizienz und Profitabilität wichtig, aber bitte nicht auf Kosten des Kunden. Bekanntermaßen ist ja das kundenfreundlichere Konkurrenzprodukt nur einen Klick weit entfernt. Und ohne Kunden kein Unternehmen.”
Innovationsgeist entfesseln – ein Plädoyer gegen starre Strukturen
Besonders im Gedächtnis bleibt Schüllers Aussage über Innovationsabteilungen: „Innovationsgeist darf man nicht isolieren, in einer Abteilung einsperren und eng kontrollieren.“ Sie kritisiert die in vielen Unternehmen immer noch vorherrschenden starren Strukturen und das Silodenken. Stattdessen plädiert sie für eine Kultur der Offenheit, in der Innovation überall im Unternehmen gedeihen kann.
Frage: Wie können wir diese starren Strukturen aufbrechen? Sehen Sie hier wieder die Bedeutung von Optimismus?
“Um es in die Zukunft zu schaffen, müssen wir Neuheiten rechtzeitig entwickeln, um sie startklar zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Dafür brauchen wir ein Update der organisationalen Strukturen, müssen also vorweg Rahmenbedingungen schaffen, die Zukunftsfähigkeit überhaupt erst möglich machen. Im Buch steht, wie das geht. Zudem brauchen wir eine Kultur, die den Mitarbeitenden Freiräume gibt, ihre Ideen willkommen heißt und das Vorwärtsdenken für alle Beschäftigten zu einer Selbstverständlichkeit macht. Ein Vogel kann nur zeigen, wie hoch und wie weit er fliegt, wenn man die Käfigtür öffnet.”
Innovationskompetenz entwickeln
Im letzten Zukunftsfeld – Innovationskompetenz – gibt die Autorin dem Leser praktische Tipps, um innovatives Denken und Handeln zu fördern. Kein Vorhaben ist zu klein, um es nicht mit neuen Ideen und Ansätzen zu bereichern. Dabei skizziert sie einen achtstufigen Innovationsprozess, der Unternehmen und Teams als Leitfaden dienen kann.
Frage: Was würden Sie einer Organisation raten: Mit kleineren Projekten anfangen oder gleich große Innovationsvorhaben in Angriff nehmen?
“Ganz klar: Ich favorisiere das Denken in Quick Wins. Jede Veränderung braucht ein mehr oder weniger hohes Maß an Anfangsenergie, um sich von einem statischen Zustand aus in Bewegung zu setzen. „Der erste Schritt ist der schwerste“, sagt der Volksmund. Deshalb sind Quick Wins so unentbehrlich. Das sind schnelle Erfolge, die angepeilt werden können und müssen, um rasch aus dem Startblock zu kommen. Wir sind von Natur aus auf schnelle Resultate fixiert und favorisieren, was uns sofortige Vorteile bringt. Warten Sie also nicht, bis die Dinge an allen Ecken und Enden fertig sind, denn fertig werden sie nie. Zudem drängt die Zeit.”
Killerphrasenfriedhof
Ein besonders eindrucksvoller Abschnitt im Buch ist der sogenannte „Killerphrasenfriedhof der Vorgesternbewahrer“. Schüller beschreibt bildhaft, wie oft Unternehmen Ideen schon im Keim ersticken, bevor sie überhaupt richtig geäußert wurden. An dieser Stelle möchte ich die Autorin zitieren: „Jede Idee ist besonders und jede Reaktion darauf auch.”
Frage: Könnten Sie dieses Zitat noch einmal vervollständigen und erläutern? Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor, um solch eine Kultur der Offenheit zu fördern?
„Das geht bei uns nicht!“ – „Das haben wir noch nie so gemacht!“ – „Das geht beim Chef sicher nicht durch!“ Wer Killerphrasen wie diese zulässt, erschafft ein Immunsystem gegen Veränderung. Deshalb braucht es zunächst die Erkenntnis, dass Killlerphrasen nichts und niemanden weiterbringen. Danach beginnt man, diese zu sammeln. Schließlich werden sie begraben: auf einem Friedhof für Ideenkillerphrasen. Und jedes Mal, wenn wieder so eine Aussage kommt, quietscht einer mit einem Quietscheentchen zum Zeichen, dass gerade etwas Unerwünschtes passiert. Als weitere Requisite brauchen wir einen Zauberstab, um innovativen Ideen Raum zu geben. Dann klappt es auch mit der Zukunft.
Marbach Insights
Fazit und Gesamteindruck
Ein Fazit möchte ich bewusst nicht ziehen. Warum? Weil das Buch für jeden Leser eine andere Inspiration bereithält. Mein Gesamteindruck: „Zukunft meistern“ ist ein motivierendes und praxisnahes Werk für alle, die die Zukunft aktiv mitgestalten wollen. Anne M. Schüller zeigt auf, dass Optimismus kein Luxus, sondern eine notwendige Voraussetzung für erfolgreiche Transformation ist. Ein Buch, das Mut macht und Lust auf die Zukunft weckt – trotz aller Widrigkeiten.
Besonders in einer Umgebung wie Schloss Marbach, wo neue Ideen geboren und Zukunftsstrategien entwickelt werden, ist Schüllers Werk eine wertvolle Quelle der Inspiration. Nutzen Sie die Gelegenheit, dieses Buch zu lesen – und machen Sie sich bereit, die Zukunft zu meistern! Das Buch finden Sie in unserer Bibliothek im Schloss Marbach.
Das neue Buch der Autorin
Anne M. Schüller
Zukunft Meistern
Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter
Gabal Verlag 2024, 232 S., 29,90 €
ISBN: 978-3-96739-181-7
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