Durchsetzen ohne Ellenbogen
Ein Blick in Dr. Presslers neues Buch
Die Kunst, sich durchzusetzen, ohne andere zu verletzen, steht im Mittelpunkt von Dr. Florian Presslers Buch „Sich durchsetzen ohne Ellenbogen“. Das Werk, frisch erschienen im Gabal Verlag, bietet praxisnahe Einblicke und konkrete Tipps, wie man beruflich und privat erfolgreich, empathisch und respektvoll agieren kann. Im Gespräch mit Olga Termer, teilt der Autor seine Inspiration, persönliche Erfahrungen und die Botschaft, die er mit seinem Buch vermitteln möchte.

Vita: Dr. Florian Pressler
Dr. Florian Pressler absolvierte ein geisteswissenschaftliches Studium an der Universität Heidelberg, wo er auch promovierte. Während seiner Studienzeit war er aktives Mitglied und zweiter Vorstand des Debating Club Heidelberg, dem damals erfolgreichsten Debattierclub Deutschlands. Er gewann zahlreiche nationale Rhetorikturniere, darunter die Baden-Württembergische Meisterschaft im Hochschuldebattieren. Nach mehreren Jahren als Dozent und Tätigkeiten als Redaktionsleiter sowie stellvertretender Projektleiter beim Deutschen Alpenverein machte er 2015 seine Leidenschaft für Rhetorik zum Beruf.
Herr Dr. Pressler, Ihr Buch “Sich durchsetzen ohne Ellenbogen” habe ich innerhalb von zwei Tagen auf dem Sofa förmlich verschlungen. War dies Ihre Absicht?
Dr. Florian Pressler: Das freut mich natürlich! Ja, mir war es wichtig, ein Buch zu schreiben, das unterhaltsam ist und das die Leute gerne lesen. Aber dann war mir noch etwas anderes wichtig: Die Frage, wie ich mich durchsetzen kann, ohne mir meine Gesprächspartner zu Feinden zu machen, ist das Kernproblem aller Rhetorik, seit es Rhetorik gibt. Das Thema hat heute eine ganz neue Relevanz, weil uns dieser Spagat sowohl im Privaten, im Job als auch auf gesellschaftlicher Ebene immer schlechter gelingt. In Politik und Gesellschaft erleben wir, wie der Versuch, die eigenen Ideen und Interessen durchzusetzen, zu immer mehr Polarisierung, Dämonisierung der anderen, Unversöhnlichkeit und Hass führt. Als Trainer und Coach in Unternehmen erlebe ich, wie ganze Abteilungen handlungsunfähig werden, weil etwas, was als kleine Meinungsverschiedenheit in einer Sachfrage begonnen hat, zu einem riesigen Konflikt wird, bei dem jeder einfach nur noch gewinnen will, obwohl längst in Vergessenheit geraten ist, um was es ursprünglich ging. Und der Scheidungskrieg meiner Eltern hat mir ganz persönlich vor Augen geführt, wie die Art und Weise, wie wir für unsere Interessen einstehen, ein glückliches Privatleben entweder ermöglichen oder zerstören kann.
Menschen glauben sehr oft, sie müssten sich für eine von zwei schlechten Optionen entscheiden:
Erstens: Still sein, die eigenen Emotionen herunterschlucken, dem Konflikt ausweichen, die eigenen Interessen hinten anstellen und sich in eine Aschenputtel-Haltung begeben.
Oder zweitens: Unnachgiebig kämpfen, die Einwände der anderen beiseiteschieben, die Ellenbogen auspacken und die eigenen Emotionen ausleben.
Es gibt einen dritten Weg: Auf respektvolle Weise für die eigenen Interessen einstehen, ohne auf der Beziehungsebene zu verletzen. Sich durchsetzen ohne Ellenbogen. Das ist der bessere Weg, aber viele Menschen scheinen nicht mehr wirklich zu wissen, wo dieser Weg verläuft und wie sie ihn gehen können. Das Buch habe ich geschrieben, damit mehr Menschen sich auf diesem Weg zurechtfinden.
Im ersten Teil des Buches begleiten wir Tina, die sich von einer Art Aschenputtel zu einer starken Persönlichkeit entwickelt. Ich konnte mich in diesem Wachstumsprozess an manchen Stellen wiedererkennen.
Dr. Florian Pressler: Ich möchte meinen Lesern vermitteln, dass dieser Wachstumsprozess möglich ist. Für jeden Menschen und in jedem Alter. Es hilft uns nicht, wenn wir einfach nur verlangen, dass sich die anderen ändern. Die einzige Person, die wir wirklich unter Kontrolle haben und die wir verändern können – das sind wir selbst. Das ist nicht ganz einfach – aber es lohnt sich. Wenn wir zu einer neuen Haltung finden, dann verändert sich automatisch auch, wie andere mit uns umgehen. Und das kann unser ganzes Leben verändern.
Tina ist ja eine fiktive Person. Aber ich glaube, dass viele Leser sich in ihr wiedererkennen werden. Das war mir wichtig. Nicht nur eine lange Liste mit Dingen aufzuschreiben, die wir tun und lassen sollten, um zu einer respektvollen, durchsetzungsstarken Person zu werden. Sondern eine glaubwürdige Geschichte zu erzählen, in der Leserinnen und Leser sich wiedererkennen.
Besonders fesselnd empfand ich den zweiten Teil. Er konzentriert sich auf konkrete Bereiche, in denen Menschen respektvolle Durchsetzungskraft suchen. Aus Ihrer Erfahrung heraus, in welchen Bereichen haben Menschen typischerweise die größten Schwierigkeiten?
Dr. Florian Pressler: So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind die Bereiche, in denen Schwierigkeiten auftreten. Oft werden Schwierigkeiten zuerst im Job sichtbar. Wenn ich es nicht schaffe, respektvoll Nein zu sagen, erlebe ich Konflikte, oder ertrinke in Arbeit und bekomme dann noch schwerere Konflikte. Wenn ich es nicht schaffe, auszusprechen, was mich stört, fresse ich es in mich hinein, bis ein letzter Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt und ich vor versammelter Mannschaft explodiere. Wenn ich es nicht schaffe, im Meeting für meine Ideen einzustehen, sind es die Ideen von anderen, die umgesetzt und verwirklicht werden. Das sind nur einige Beispiele von konkreten Feldern und Situationen, für die ich in meinem Buch Lösungen aufzeige. Ich möchte hier aber gar nicht akribisch zwischen privat und beruflich trennen. Auch wenn das Verhalten in Job und Beruf unterschiedlich ist, liegt doch beidem eine Haltung inne. Um diese Haltung geht es. Was wir tun und sagen, ist immer ein Ausdruck dessen, was wir denken und fühlen. Wenn ich im Job zu einer respektvollen, durchsetzungsstarken Haltung finde, wirkt sich das auch im Privaten positiv aus – und umgekehrt.
Wie stark haben Ihre persönlichen Erfahrungen das Buch geprägt?
Dr. Florian Pressler: Letztendlich ist das auch für mich ein Lebensthema. Ich bin ganz bestimmt nicht als durchsetzungsstarker Mensch auf die Welt gekommen. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse und Interessen als Kind und Jugendlicher oft zurückgestellt, in der Hoffnung dadurch bessere Beziehungen zu den Menschen in meiner Umgebung zu haben. Das hat sicher mit meiner Erziehung und meinem Elternhaus zu tun. Es hat lange gedauert, bis mir bewusst geworden ist, wie schlecht das funktioniert. Und nochmal deutlich länger, bis ich es geschafft habe, etwas daran zu ändern. Ein wichtiger Punkt für mich war, dass mich ein Freund während meines Studiums einmal mit in einen studentischen Debattierclub genommen hat. Das hat mir Spaß gemacht und ich habe zu meinem großen Erstaunen festgestellt, dass ich mich sehr gut durchsetzen, argumentieren und für eine Position einstehen kann, wenn es ein Spiel ist und es um nichts geht. Ich war 2006 Baden-Württembergischer Meister im Hochschuldebattieren und 2007 Zweitplatzierter bei der Süddeutschen Meisterschaft. Ich fand es toll, dass man auf der Sachebene hart und klar sein kann – und sich danach die Hand schütteln und gemeinsam ein Bier trinken gehen. Ab da habe ich versucht, dieses Prinzip – hart in der Sache, respektvoll zum Menschen – auch in meinen persönlichen und beruflichen Beziehungen zu leben. Und ich war erstaunt, dass es auch dann funktioniert, wenn das Ganze kein Spiel ist und wenn die Dinge, um die es geht, von wirklicher Bedeutung sind.
Ich bin bereits ein großer Fan Ihres Buches. Für wen empfehlen Sie es besonders und welche Ziele können Ihre Leser damit erreichen?
Dr. Florian Pressler: Menschen, die ohne in Konflikte zu geraten immer alles bekommen, was sie möchten, brauchen dieses Buch nicht. Für alle anderen kann es hilfreich und vielleicht sogar lebensverändernd sein.
In meinen Seminaren treffe ich oft Menschen, die sich erst dann dazu entschließen, am Thema „respektvolle Durchsetzungsstärke“ zu arbeiten, wenn sie vor einem Scherbenhaufen stehen. Entweder sind ihre Beziehungen aufgrund ihres Verhaltens komplett zerrüttet, oder sie stehen bei einem Sachthema, das ihnen wichtig ist, mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht weiter. Das finde ich schade und oft auch tragisch. Menschen, die das Buch in die Hand nehmen, noch bevor Katastrophen passiert sind, werden das ein oder andere Aha-Erlebnis haben. Und sie werden schwierige Situationen entschärfen können, bevor es zur Katastrophe kommt.
Marbach Leadership Talks
Jeden Tag begrüßen wir großartige ExpertenInnen auf Schloss Marbach, die hier in Trainings, Meetings & Konferenzen ihr Wissen weitergeben. Im Marbach Leadership Talk stellen wir diese ExpertenInnen mit ihrer Expertise im Leadership-Kontext vor: Zur Bereicherung Ihres Führungsalltags. Und wir fragen natürlich, warum auch sie von Schloss Marbach als Tagungshotel am Bodensee fasziniert sind?
Fazit:
Im Interview mit Dr. Florian Pressler gibt der Autor von „Sich durchsetzen ohne Ellenbogen“ Einblicke in die Kunst der respektvollen Durchsetzungskraft. Mit praxisnahen Beispielen und persönlichen Erfahrungen zeigt er, wie man Konflikte vermeidet, ohne die eigenen Interessen aufzugeben. Sein Buch bietet hilfreiche Ansätze für alle, die beruflich und privat erfolgreich und empathisch agieren möchten, und lädt dazu ein, eine neue Haltung einzunehmen, die Beziehungen stärkt und schwierige Situationen entschärft.
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